Bischof sendet aus Odessa Videobotschaft

"Krieg hat uns geeint"

Das internationale Hilfswerk "Kirche in Not" hat laut Mitteilung vom Donnerstag eine kurze Videobotschaft des römisch-katholischen Bischofs Stanislaw Schyrokoradjuk aus Odessa erhalten.

Bischof Stanislaw Schyrokoradjuk (KiN)
Bischof Stanislaw Schyrokoradjuk / ( KiN )

Experte: Bis zu zehn Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine

Migrationsforscher Gerald Knaus hält es für möglich, dass insgesamt zehn Millionen Menschen aus der Ukraine flüchten werden. "Putins Kriegsführung in Tschetschenien hat dazu geführt, dass ein Viertel der Tschetschenen vertrieben worden sind. Darauf müssen wir uns einstellen", sagte Knaus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Ein Viertel der Ukrainer entspräche zehn Millionen Menschen. Das ist bei der aktuellen Dynamik durchaus möglich, sollte der Krieg so weitergehen."

Flüchtlinge sitzen auf einem Fahrzeug an der rumänisch-ukrainischen Grenze / © Alexandru Dobre/AP (dpa)
Flüchtlinge sitzen auf einem Fahrzeug an der rumänisch-ukrainischen Grenze / © Alexandru Dobre/AP ( dpa )

In seinem Video berichtet Schyrokoradjuk, dass die ukrainische Küstenstadt zwar aktuell noch vor dem Schlimmsten bewahrt geblieben sei, aber die Lage dennoch äußerst angespannt sei: "Wir hören ständig Luftschutzsirenen und von Zeit zu Zeit Schießereien. Das ist sehr beunruhigend. Wir schlafen in einem Schutzraum im Keller." Tagsüber aber gehe die Arbeit für die Bevölkerung unvermindert weiter.

Keine Flüchtlinge in der Stadt

Flüchtlinge gebe es in Odessa keine, nicht einmal von der Krim, denn die Stadt sei zu unsicher, erläuterte der Kirchenmann. Die Menschen seien eher an sicherere Orte in der Westukraine oder ins Ausland geflohen. Die frühere Millionenstadt sei "halbleer": Alle, die geblieben seien, hielten zusammen, erzählte der Bischof: "Es herrscht Einigkeit in der Stadt, auch auf ökumenischer Ebene. Der Krieg hat uns sehr geeint, nicht nur die Katholiken, sondern auch die Menschen anderer Konfessionen und Kulturen."

Mehrere Gottesdienste am Tag in Kathedrale

Seine Diözese Odessa-Simferopol, die auch Teile der Krim umfasst, hat sich laut dem Bischof zuerst darum gekümmert, die Kinder in Sicherheit zu bringen. "Wir haben einen Ort organisiert, der 260 Kilometer entfernt ist." Zugleich gebe es auch ein großes Bedürfnis nach Seelsorge; in der Kathedrale von Odessa würden mehrmals am Tag Gottesdienste gefeiert, so Schyrokoradjuk. Auch darüber hinaus stünden ständig Geistliche zur Verfügung. Viele hätten im Krieg noch andere humanitäre Aufgaben übernommen. In den Kirchen gebe es für die Menschen unter anderem Lebensmittelpakete sowie warme Mahlzeiten. Die Keller unter den Kirchen dienten vielen Menschen als Zufluchtsräume.

Quelle:
KNA
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