"Luthers gnädiger Gott lädt nicht zum Wegsehen ein! Ist mir egal, ist keine Option angesichts der Not auf dieser Welt", heißt es in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Redemanuskript. Das Thema "Gnade" steht laut EKD im Mittelpunkt der Predigt von Heinrich an diesem Donnerstag in der Schlosskirche zu Wittenberg. Geprägt von den Erfahrungen einer Reise an die EU-Außengrenze, sagte Heinrich: "Warum ertrinken Menschen im Mittelmeer? Warum überlassen wir Menschen diesem grausamen Schicksal? Ich bin ratlos. Ich will ungnädig sein. Mit dieser Welt, mit ihren Verantwortungsträgern, mit mir selbst.
Manchmal habe sie das Gefühl, dass eine klare Kante, ja Ungnade, die einzig ehrliche Reaktion sei, fügte Heinrich hinzu: "Wenn ich Unrecht spüre, ja, wenn Ungerechtigkeiten greifbar werden, dann fordert mich mein Glaube auf, ungnädig zu sein - nicht aus Wut, sondern aus Liebe zur Wahrheit." Eine aus dem Glauben heraus angetriebene Ungnade sei keine "Vergeltung, kein Hass, keine Wut. Es ist eine innere Klarheit darüber, dass etwas falsch läuft und ich zur Umkehr aufgefordert bin".
Ökumenisch, aber auch interreligiös
Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, will an diesem Donnerstag in einem Ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Petri auf die Bedeutung des Reformationstages eingehen. Seitdem der Tag der Reformation 2017 in der Stadt Hamburg Feiertag geworden sei, werde er in weitherziger Geschwisterlichkeit miteinander gefeiert, so die Hamburger Bischöfin.
Die protestantische Kirche reklamiere diesen Feiertag nicht für sich allein, so Fehrs: "Sondern von Anfang an war er verbunden mit der Idee, ökumenisch, aber auch interreligiös, kulturell und gesamtgesellschaftlich innezuhalten: Welche Reformen braucht es jetzt, in dieser wunden Weltgesellschaft? Und wie können wir Christengeschwister daran mitwirken?"