Hollerich wünscht mehr Verständnis für Ängste Jugendlicher

Kirche "als Teil eines Problems"

Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hat die katholische Kirche zum Wandel aufgerufen. "Wir müssen uns verändern, andernfalls versteht man die Frohe Botschaft nicht mehr", sagte der Erzbischof am Montag in Rom.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Hollerich nimmt eine Schlüsselrolle bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode ein. Ein Weg zur Veränderung führe über die Synodalität, also die Bereitschaft, bei Entscheidungen die Sichtweise anderer zu berücksichtigen und eigene Standpunkte zu hinterfragen. Die Kirche müsse zuhören, anstatt "komplizierte Antworten, die niemand versteht, auf Fragen zu geben, die uns niemand gestellt hat", unterstrich Hollerich.

Junge Menschen sähen die Kirche "als Teil eines Problems"

Vor allem junge Menschen würden sich von der Kirche abwenden, sagte der Kardinal. Sie sähen die Kirche nicht als Lösung sondern als Teil eines Problems. Gleichzeitig hätten viele Jugendliche Ängste, etwa vor dem Ukraine-Krieg, dem Klimawandel, einer künftigen Pandemie oder davor, ohne Liebe leben zu müssen. "Diese Jugendlichen sind nicht in unseren Kirchen", sagte Hollerich. "Wir müssen zu ihnen gehen."

Der Kardinal äußerte sich bei der Vorstellung des Buches "Iniziare dai molti" ("Mit vielen anfangen"). Die Veröffentlichung mit zehn Beiträgen von Theologinnen und Theologen ist Teil der Initiative "Rettung der Brüderlichkeit". In einem gleichnamigen Appell hatte der Vatikan im Juni 2021 dazu aufgerufen, den Dualismus zwischen geistlicher und säkularer Welt aufzubrechen.

Hollerich wird bei anstehender Bischofssynode Moderator sein

Bei der anstehenden Bischofssynode hat Hollerich als Moderator ("Generalrelator") eine wichtige Position inne. Thema der jeweils im Oktober 2023 und 2024 tagenden Synode ist die Umgestaltung der katholischen Kirche zu einer "synodal verfassten Kirche". In ihr soll künftig außer dem Papst und den Bischöfen auch das "Volk Gottes", also die nichtgeweihten katholischen Laien, wichtige Fragen mit beraten.

Bischofssynode

Die katholische Bischofssynode soll die Weltkirche repräsentieren und die Kollegialität von Papst und Bischöfen unterstreichen. Als ständige Einrichtung wurde sie 1965 von Papst Paul VI. (1963-1978) auf Anregung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) geschaffen. Sie entscheidet nicht selbst, sondern berät den Papst. Dieser beruft sie ein und nimmt in der Regel an den Sitzungen teil. Bisher gaben Bischofssynoden wichtige Impulse für die Weltkirche, etwa die Anregung zum Katechismus der Katholischen Kirche.

Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode  / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode / © Paul Haring ( KNA )

 

Quelle:
KNA