Hollerich sagte am Montag bei einer Pressekonferenz im Vatikan: "Ich bin nicht besorgt darüber, dass es Spannungen gibt." Die Kirche lebe derzeit an einer Epochenwende, die durch den Beginn der Digitalisierung gekennzeichnet sei. In solchen Momenten der Geschichte sei es "normal, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt".
Es brauche die Spannung
Laut Hollerich gilt es, notwendige und schädliche Spannungen zu unterscheiden. Wenn man die Kirche als ein Zelt begreife, sei eine gewisse Spannung notwendig, damit das Zelt überhaupt stehen könne.
Schädliche Spannungen gelte es jedoch zu vermeiden. "Es geht nicht um Kirchenpolitik", erklärte der Kardinal. "Würden wir Kirchenpolitik machen, dann täten wir denen einen Gefallen, die uns Christen verachten und am liebsten an den Rand drängen würden."
Unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache bringen
Die bevorstehende Versammlung der Weltsynode im Vatikan im Oktober werde, so Hollerich weiter, keine Spaltungen bewirken. Vielmehr werde sie unterschiedliche Sichtweisen zur Sprache bringen und das wechselseitige Zuhören fördern.
Zwar gebe es derzeit einige laute und auch schrille Stimmen in der Kirche. Doch zeige die weltweite Befragung im Vorfeld der Synode, dass es einen erstaunlich breiten Konsens in der katholischen Kirche gebe.
Zu diesem Konsens gehöre, dass eine Synode, die als Zusammenwirken aller Getauften begriffen werde, auch demütig auf die Getauften aus anderen Kirchen und Gemeinschaften hören müsse. Hollerich erklärte, er rechne mit einer spürbaren Belebung der christlichen Ökumene durch die Synode.