Losinger fordert von G7 Regeln für Künstliche Intelligenz

Der Mensch muss die Kontrolle haben

Der Papst spricht am Freitag auf dem G7-Gipfel über Künstliche Intelligenz und Ethik. Die Staaten der Erde müssten klare Kontrollen definieren, sagt der Ethiker und Weihbischof Anton Losinger. Er nennt dafür drei Kriterien.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz ( shutterstock )

Beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) muss nach Ansicht der katholischen Kirche immer der Mensch die Kontrolle ausüben. 

"Deshalb ist es äußerst intelligent, wenn die Staaten dieser Erde, und etwa auch die G7-Konferenz, an der der Papst teilnimmt, daran arbeiten, eine klare Kontrollfunktion zu definieren, nach welchen Kriterien künstlich intelligente Systeme arbeiten sollen", sagte der Augsburger Weihbischof und Ethikexperte Anton Losinger am Freitag dem WDR.

Anton Losinger / © Annette Zoepf (epd)
Anton Losinger / © Annette Zoepf ( epd )

Die im Mai verabschiedete KI-Verordnung der EU nannte er einen "wesentlichen Sprung". Papst Franziskus hält am Freitag auf dem G7-Gipfel in der italienischen Region Apulien eine Rede zu KI und Ethik.

"Wenn die Kirche über technologische Inventionen spricht, hat sie im Grunde genommen immer den Menschen im Blick", erklärte Losinger. "Und deswegen ist eine kirchliche Ethikposition immer eine menschenzentrierte Position."

Die Kirche unterstütze etwa den Einsatz von Pflegerobotern dort, wo sie die Pflege effizienter machen und fehlende Ressourcen ausgleichen. "Aber der Mensch, der ins Krankenhaus geht, betritt das Krankenhaus nicht nur als Patient, sondern auch als Mensch. Und er bringt seine Fragen, seine Sorgen, seine Ängste mit", so Losinger.

"Der Mensch hat die beste technologische Voraussetzung auch im Bereich der KI verdient, wo es um seine Gesundheit geht. Aber bei seinen existenziellen tief gehenden menschlichen Fragen, hat er wohl das Recht, einem Menschen zu begegnen."

Folgen abschätzen, Menschenwürde, sozial kompatibel

Losinger nannte drei ethische Kriterien für den Einsatz von KI. Erstens müssten die Folgen nüchtern abgeschätzt werden. "Niemals dürfen Technologien in Gang gesetzt werden, über deren Ende man nicht nachgedacht habt."

Zweitens müsse der Einsatz konform mit den Menschenrechten und der Menschwürde sein. "Überall dort, wo Technik Menschenwürde auflöst oder von innen her erodiert, kann das nicht menschengemäß und ethisch sein."

Drittens brauche es soziale Kompatibilität. "Wo Techniken in Gang gesetzt werden, welche eine Gesellschaft von innen heraus auflösen und die Rechte korrodieren, dort müssen Grenzen definiert werden."

Anton Losinger ist stellvertretender Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
KNA