So laufen die Gottesdienste in den Kölner Innenstadt-Gemeinden

Per Ticket in die Kirche

Gottesdienste sind wieder möglich, aber es gibt viele Einschränkungen. Domkapitular Dr. Dominik Meiering, Leitender Pfarrer der Kölner Innenstadt-Gemeinden, über kleine Schritte zurück in eine Gottesdienst-Normalität.

St. Aposteln: Endlich wieder zum Gottesdienst / © Oliver Berg (dpa)
St. Aposteln: Endlich wieder zum Gottesdienst / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind für die Kölner Innenstadt-Kirchen und Gemeinden als Leitender Pfarrer zuständig. Wie wird das aussehen, wenn nun wieder öffentliche Gottesdienste möglich sind?

Domkapitular Dr. Dominik Meiering (Leitender Pfarrer der Kölner Innenstadt-Gemeinde): In eine Kirche, in die normalerweise 450 Leute reinpassen, gehen dann jetzt eben bei dieser Gelegenheit nur 80 oder 100 hinein. Und da haben wir genau ausgemessen und geschaut, dass wir Abstandregeln und Hygiene-Maßstäbe einhalten können. Es werden also Plätze genau markiert sein. Es wird Abstandsregeln vor und in der Kirche geben. Es wird beschilderte Ein- und Ausgänge geben. Es gibt Regeln und Handblätter, auf denen dann erläutert ist, wie man sich zu verhalten hat. Wir werden jetzt an diesem Wochenende noch nicht in der ganzen Stadt überall alle normalen Gottesdienste machen, sondern nur in einigen großen Kirchen, um auch ein bisschen Erfahrungen zu sammeln.

DOMRADIO.DE: Es werden auch in den großen Kirchen nur eine begrenzte Zahl von Menschen am Gottesdienst teilnehmen können. Wie wird das ausgewählt, wenn da jetzt mehr Menschen kommen?

Meiering: Wir starten in St. Aposteln, in Herz Jesu, Sankt Andreas, Groß St. Martin und St. Agnes mit den Gottesdiensten. Und das kann man nachsehen auf katholisch-in-koeln.de. Da gibt es auch eine Möglichkeit, sich anzumelden. Also ein Tool, wo man sagen kann: Ich möchte ein kostenloses Ticket für diesen Gottesdienst und dann kann ich den buchen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst in diesem Augenblick. Parallel dazu werden wir ab der nächsten Woche dann auch die Möglichkeit haben, dass man sich über Telefon in den Pfarrbüros einen Platz reserviert. Uns ist lieber, im Augenblick ein bisschen zu viel zu regulieren, als dass wir in die Schwierigkeit kommen, dass am Ende Scharen von Menschen vor der Tür stehen und wir Menschen wegschicken müssen oder unkontrollierbare Situationen entstehen. Für dieses Wochenende gilt: Wenn man jetzt auf den Anrufbeantworter spricht in den Kirchengemeinden, das werden wir dann noch abhören. Da wollen wir hoffen, dass das klappt, dass diejenigen dabei sein können. Ansonsten wollen wir versuchen, eine Rückmeldung dazu zu geben. Aber an diesem Wochenende müssen wir noch ein bisschen improvisieren.

DOMRADIO.DE: Wenn ich jetzt den Gottesdienst besuche, sollte ich einen Mundschutz mitbringen? Darf ich mitsingen, wird gesungen?

Meiering: Mundschutz mitbringen, ja. Wenn man in der Bank sitzt, braucht man den nicht zu tragen. Aber wenn ich mich bewege im Raum, so sagen uns ja die Virologen, dann auf jeden Fall Mundschutz tragen. Also beim Reingehen, beim Rausgehen. Es wird nicht gesungen. Leider nicht. Das wird die Stimmung auch nochmal stark verändern. Aber ich bin mir sicher, dass unsere Kirchenmusiker sich irgendetwas einfallen lassen, damit an Stelle des Gemeindegesangs die Herzen der Gläubigen trotzdem zum Klingen kommen.

DOMRADIO.DE: Wie sieht das mit der Kommunion aus? Das ist ein heikler Punkt. Wie kann das gelöst werden?

Meiering: Der Kommuniongang findet so statt, dass man zwei Metern Entfernung zueinander hält. Der Priester trägt selbstverständlich Mundschutz. Direkt vor der Kommunionausteilung werden die Hände nochmal desinfiziert. Aber natürlich: Wenn man zur Risikogruppe gehört, sollte man lieber zu Hause bleiben und dort den Gottesdienst mitfeiern. Es ist auch in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, da gut für sich zu entscheiden.

DOMRADIO.DE: Die Diskussion um die öffentlichen Gottesdienste wird sehr emotional geführt. Wie erleben Sie das? Da gibt es diejenigen, die viel mehr fordern, als jetzt möglich ist. Und die, die sagen, das gehe jetzt alles schon viel zu weit?

Meiering: Das ist wirklich ziemlich wild. Da sind die einen, die sagen: "Jetzt macht endlich die Kirche wieder auf. Warum macht ihr keine Gottesdienste? Der Herrgott beschützt uns sowieso!" Und dann sind da die anderen, die sagen, alles Mögliche sei noch nicht erlaubt, aber wir machten jetzt einfach die Kirchen auf. Wir sorgten jetzt für eine neue Seuche und die Kirche sei sowieso kritisch zu betrachten. Ich halte dieses ganze Polarisieren in die eine oder andere Richtung nicht für sinnvoll. Es kommt doch darauf an, jetzt kleine Schritte zu wagen, kleine Anfänge zu versuchen und das sehr verantwortungsvoll zu machen. Da müssen alle mitwirken. Wir wollen doch alle, dass sich die Dinge ein bisschen weiterentwickeln. Und das muss man mit Geduld und mit viel Klugheit und Kompromissbereitschaft tun.

DOMRADIO.DE: Sie haben sich jetzt auch mit den Verantwortlichen in den Pastoralen Diensten der Kölner Innenstadt-Gemeinden getroffen und darüber beraten. Wie war da die Atmosphäre?

Meiering: Sehr aufmerksam, sehr verantwortungsbewusst, sehr sensibel. Auch da ist die Sorge natürlich, dass wir Menschen aussschließen, weil nicht alle mitfeiern können. Gottesdienst und Kommunion - Communio, Gemeinschaft - ist mehr als nur in die Kirche gehen und sich die Hostie abholen. Kommunion ist viel mehr: das, was wir eigentlich ersehnen. Der Mensch, der neben mir ist und mit dem ich feiern kann. Kommunion ist, dass wir ein Gemeindeleben haben, dass die KfD sich wieder treffen kann, die Chöre wieder proben können. Die fehlen und das spüren wir sehr schmerzlich. Und gleichzeitig haben wir aber auch durch die Bank gesagt: Wir müssen versuchen, schrittchenweise weiterzugehen. Wir müssen schauen, dass wir Gemeinschaft und Kommunion wieder so stärken können, wie es irgend geht.

DOMRADIO.DE: Normalität ist das aber jetzt erst einmal nicht?

Meiering: Nein, auf gar keinen Fall. Ich glaube auch nicht, dass das so bald kommen wird. Ich erlebe nicht nur uns in der Kirche, sondern auch die Gesellschaft und auch die politisch Verantwortlichen so, dass sie von Woche zu Woche schauen, manchmal sogar von Tag zu Tag, und dass immer wieder Neuerungen versucht werden auf den Weg zu bringen. Ich gehe davon aus, dass wir diese besonderen Situationen, in denen wir immer wieder neu anfangen und immer wieder neue Gedanken uns machen müssen, über Monate hinweg haben werden.

DOMRADIO.DE: Nun noch mal zusammenfassend: Wo und wie kann ich denn erfahren, ob es in meiner Gemeinde einen öffentlichen Gottesdienst gibt und ob ich daran teilnehmen kann?

Meiering: Für uns hier in Köln-Mitte ist das veröffentlicht auf der Internetseite katholisch-in-koeln.de. katholisches.koeln/ veröffentlicht auch die Termine, wann wo Gottesdienste wieder stattfinden, an denen ich teilnehmen kann. Darüber hinaus bietet auch das Erzbistum Informationen. Aber das ist alles nicht von heute auf morgen gemacht, da braucht man noch ein bisschen Verständnis, dass diese Dinge wachsen können müssen. Und um ehrlich zu sein: eine Woche mehr oder weniger ohne Eucharistiefeier oder ein Sonntag mehr, an dem ich beim DOMRADIO den Gottesdienst mitfeiere, davon hängt jetzt auch nicht das Seelenheil ab. Jetzt eine falsche Panik zu machen oder irgendwie Schnellschüsse, die unbedacht sind, das hilft ja auch niemandem. Ich rate sehr zur Gelassenheit und zu ruhigem weiteren Vorgehen.

Das Interview führte Johannes Schröer.


Domkapitular Dominik Meiering (KiK)
Domkapitular Dominik Meiering / ( KiK )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema