Die Bildung einer solchen Kommission hatte der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr im März angekündigt. Aufgabe ist es, die Zahl der Fälle sexuellen Missbrauchs im Bistum Erfurt zu ermitteln, den administrativen Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen zu untersuchen sowie Strukturen und Verantwortliche aufzudecken, die den Missbrauch ermöglicht haben.
Einmal jährlich soll die Kommission dem Erfurter Bischof demnach einen Bericht vorlegen, den auch die Landes- und Bundesbeauftragten für Kinderschutz erhalten. Nach fünf Jahren soll die Kommission einen vorläufigen Abschlussbericht erstellen.
Mehrheit nicht im Dienst des Bistums
Vier der sechs Kommissionsmitglieder sind laut Angaben nicht im Dienst des Bistums: Zwei sind demnach Betroffene sexualisierter Gewalt, die sich nach einem Aufruf des Bistums zur Mitarbeit bereit erklärt haben.
Zwei weitere Mitglieder hat die Thüringer Beauftragte für Kinderschutz, Staatssekretärin Julia Heesen, als Experten benannt. Dabei handelt es sich um den Sozialpädagogen Michael Winkler von der Universität Jena und um den Juristen Franz Trost aus Fulda, der zuletzt bis zu seinem Ruhestand als Leitender Oberstaatsanwalt in Thüringen arbeitete.
Seitens des Bistums arbeiten der Leiter der Rechtsabteilung, Justiziar Jörg Eberhard, und die Archivmitarbeiterin Andrea Wittkampf aus dem Bistumsarchiv in der Kommission mit. Bei ihrer konstituierenden Sitzung wählte die Kommission den Juristen Trost zu ihrem Vorsitzenden.
Ziel: transparente und umfassende Aufarbeitung
Mit der neuen Kommission kommt das Bistum Erfurt einer Vereinbarung nach, die die deutschen Bischöfe im Juni 2020 mit dem Bundesbeauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs getroffen hatten. Sie sollen demnach Strukturen etablieren, die eine umfassende, transparente und Betroffene einbeziehende Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ermöglichen.