DOMRADIO.DE: Wie sieht die Krippe für Benedikt XVI. aus?
Klaus Porten (Krippenbauer und Vizepräsident vom Verband Bayrischer Krippenfreunde): Das ist eine kleine Schneekrippe mit den Ausmaßen etwa von 30 mal 40 Zentimeter. Ein kleiner Stall mit einem Schneedach, also eine sogenannte Schneekrippe.
DOMRADIO.DE: Sieht die ein bisschen nach Bayern und Alpen-Feeling aus?
Porten: Ja, man könnte sie schon als alpenländische Krippe bezeichnen. Ich habe bewusst diese Form der Krippe gewählt, weil Benedikt XVI. ja aus Bayern stammt und auch ein sehr großer Krippenfreund ist.
DOMRADIO.DE: Sie sind Gründer des Vereins Klüsserather Krippenfreunde und die Präsidentin ihres Vereins, Pia Madert, durfte die Krippe in diesem Jahr für Papst Franziskus machen. Wie haben Sie sich geeinigt, wer die Krippe für wen macht? War das von Anfang an klar oder mussten Sie losen?
Porten: Nein, wir haben uns abgesprochen. Wir haben nicht gelost. Es hat sich dann so ergeben, dass ich die Krippe für Benedikt XVI. gebaut habe. Und für Papst Franziskus hat Frau Madert die Krippe gebaut.
DOMRADIO.DE: War das Zufall oder ein Herzenswunsch von Ihnen beiden?
Porten: Es hat sich so ergeben, dass wir Krippen vom Verband Bayerischer Krippenfreunde für die Ausstellung "100 Krippen im Vatikan"nach Rom gebracht haben. Die Ausstellung sollte vom Papst eröffnet werden, was dann aber nicht geschehen konnte aufgrund der Pandemie. Und dann haben wir gesagt, dann bauen wir zumindest kleine Krippen als Geschenk für Papst Franziskus und Benedikt XVI.
DOMRADIO.DE: Wie sieht die Krippe für Papst Franziskus aus?
Porten: Die sieht ähnlich aus wie die Krippe für Benedikt XVI. Von der Art her ähnlich, aber dann ein bisschen in die Länge gebaut. Aber auch bayerisch alpenländisch, würde ich sagen.
DOMRADIO.DE: Sie durften ihre Krippe leider nicht persönlich an Benedikt XVI. übergeben. Das hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer stellvertretend gemacht, mit dem sie unterwegs waren, denn der emeritierte Papst empfängt keine Gruppen mehr. Was hat denn der Bischof gesagt? Hat Benedikt XVI. die Krippe gefallen?
Porten: Ja, Bischof Voderholzer sagte, er wäre sehr begeistert davon gewesen. Er ist geistig noch sehr rege und hat sich dann auch über die Auslegung der Schneekrippe, warum wir überhaupt Schneekrippen bauen, sehr gefreut.
DOMRADIO.DE: Sie haben eben schon die Ausstellung im Vatikan erwähnt. Da sind 100 Krippen ausgestellt. Haben Sie da mal mit Ihrem geschulten Auge drüber geschaut und verglichen?
Porten: Die Krippen sind schon unterschiedlich. Italienische Krippen, vor allen Dingen römische Krippen, sind anders als zum Beispiel die Krippen, die wir bauen. Oder neapolitanische Krippen sind auch sehr speziell, da ist auch eine sehr schöne in dieser Ausstellung.
DOMRADIO.DE: Was macht eine neapolitanische Krippe aus?
Porten: Die neapolitanischen Krippen verbinden die biblischen Motive mit der üppigen neapolitanischen Lebensart. Realismus und Detailreichtum werden in den neapolitanischen Krippen gezeigt. Also das Leben auf der Straße, der Alltag der Menschen. Es sind natürliche Figuren und es werden Alltagsszenen dargestellt. Das ist signifikant für die neapolitanische Krippe.
DOMRADIO.DE: Sie haben sich die neapolitanische Krippe sogar schon in Neapel angeguckt. Was war das Besondere an diesem Besuch?
Porten: Die Altstadt von Neapel, das Centro Storico ist seit 1995 Weltkulturerbe. Dazu beigetragen hat sicher die Via San Gregorio Armeno, die das ganze Jahr über vollständig in der weihnachtlichen Tradition steht. Das heißt, in dieser Straße gibt es nur Läden und Geschäfte mit Krippen, Krippenfiguren und Zubehör.
DOMRADIO.DE: Die neapolitanische Krippe ist materielles Kulturerbe der UNESCO. Das wollen Sie auch noch hinkriegen, als immaterielles Erbe für die Krippen an sich. Sie sind nämlich auch im Weltverband der Universalis Foederatio Praesepistica, dem Weltverband der Krippenfreunde und wollen die Krippe als immaterielles UNESCO-Welterbe etablieren. Warum ist Ihnen das wichtig?
Porten: Damit die Krippe ihre Bedeutung und ihre Stellung in der heutigen Zeit nicht verliert. Es gibt viele Religionen und im Moment ist unsere Religion - ich würde es mal vorsichtig ausdrücken - nicht mehr so präsent. Und deswegen hat sich das Präsidium und der Nationale Rat der Unfoeprae (Anm. d. Red.: Abkürzung für den Weltverband) zur Aufgabe gemacht, die Krippe als immaterielles Kulturgut zu etablieren.
Das heißt, immaterielles Kulturgut bezeichnet Bräuche, Darstellungen, Wissen und Fertigkeiten oder Ausdrucksformen. Dagegen ist das materielle Kulturgut eher Weltkulturerbe, also als Denkmäler, zum Beispiel die Porta Nigra Trier oder der Kölner Dom. Der war von 2004 bis 2006 sogar auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes.
DOMRADIO.DE: Wie stehen denn die Chancen für die Krippen, als immaterielles UNESCO-Welterbe aufgenommen zu werden?
Porten: Wir denken, dass die Chancen ganz gutstehen. Mittlerweile ist auf Antrag des Verbandes der Krippenfreunde Österreich im November 2021 der Krippenbrauch in Österreich in das nationale Verzeichnis der UNESCO des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen worden. Italien, Malta, Spanien und auch nationale Verbände sind ebenfalls schon entsprechend weit und wir unterstützen das vom Bayerischen Verband sehr.
Das Interview führte Heike Sicconi.