Die Entdeckung Amerikas 1492 durch den in Spaniens Diensten stehenden Christoph Kolumbus löste eine Kontroverse mit der anderen Seemacht aus. Denn Portugal erhob ebenfalls Besitzansprüche. Der spanische König bat seinen Landsmann, Borgia-Papst Alexander VI., um Hilfe. Dessen Schiedsspruch teilte die Welt entlang einer imaginären Nord-Süd-Linie im Atlantik in zwei Einflusszonen - westlich Spanien, östlich Portugal -, und bestimmte im "Vertrag von Tordesillas" (1494) die Geschichte. Als "Gegenleistung" sollten beide Mächte die Ausbreitung des christlichen Glaubens in den neuentdeckten Gebieten fördern.
Die neuen Herren agierten als koloniale Eroberer. Sie beuteten Land, Bodenschätze und menschliche Arbeitskräfte aus - oft brutal, mit bekannten Exzessen. Aber sie errichteten in ihren Gebieten Amerikas, Afrikas und der Philippinen auch eigene Missions-Patronate. Dazu bekamen ihre Könige neben Pflichten zum Kirchbau und Klerus-Unterhalt von Rom auch weitreichende Kirchen-Kompetenzen: Sie konnten Bischöfe ernennen, Diözesen gründen, Missionare bestimmen.
Übereilte Taufpraxis mit vielen Neuchristen
Die neuen Untertanen wurden mit Nachdruck zur Annahme des christlichen Glaubens angehalten. Und die Missionare - Franziskaner, Dominikaner, dann auch Jesuiten - erfüllten als Kinder ihrer Zeit die Vorgaben. Die Folge war eine übereilte Taufpraxis mit vielen Neuchristen, aber wenig Glaubenstiefe.
Die Päpste versuchten gegenzusteuern. Eine erste "Kardinalskongregation zur Bekehrung der Ungläubigen" von 1568 war nicht von Dauer. In der ersten Kurienordnung von 1588 kam die Mission gar nicht vor. Erst Gregor XV. errichtete schließlich am 6. Januar 1622 - vor 400 Jahren - die "Kongregation für die Ausbreitung des Glaubens". Ihr Auftrag: die Mission der fast exklusiven Zuständigkeit der Kolonialmächte und der europäischen Ordensleitungen entziehen. Die Wende von der Kolonialmission zur rein kirchlichen Mission anbahnen.
Die Behörde wurde zum ordentlichen und ausschließlichen Instrument für die Jurisdiktion des Papstes über alle Missionen. Anders als die Kolonialherren, die ein europäisches Christentum in die Missionsgebiete einpflanzen wollten und sich etwa gegen eine "Indianerkirche" wehrten, strebte die Kongregation ein eher bodenständiges Christentum an.
Missions-Kongregation stieß zunächst auf Widerstand
Der Papst wollte nicht nur die politischen Mächte aus Kirchen-Interna verdrängen, sondern die Missionsarbeit insgesamt neu orientieren. Die Gründung der Kongregation erfolgte zu einer Zeit, als die Reformation Europa vor neue Herausforderungen stellte. Neben den beiden katholischen Kolonialmächten hatten auch protestantische Akteure wie die Niederlande oder auch Großbritannien die Weltbühne betreten. All das schwang bei der Ausrichtung mit. In Rom wurden damals unter anderem Kollegien für Seminaristen aus den Missionsländern sowie Ausbildungsstätten und Sprachschulen für Missionare gegründet.
Die römischen Direktiven stießen zunächst auf Widerstand. Die Kolonialmächte wollten ihre Patronatsrechte nicht abtreten. Und auch innerhalb der Kurie fand die "Propaganda" anfangs nicht den erforderlichen Rückhalt. Sie konnte sich in den Missionsgebieten nicht durchsetzen. Päpstliche Dekrete wurden dort vielerorts nicht veröffentlicht, einheimischen Klerikern der Kontakt mit Rom untersagt. Und auch die Päpste stellten sich nicht immer hinter ihre Missionsbehörde.
Diese half sich zunächst auch damit, dass sie Missionen außerhalb der Patronatsgebiete eröffnete und diese an bislang weniger engagierte Orden wie Karmeliter oder Kapuziner vergab. Außerdem kam Frankreich als aufstrebende katholische Großmacht in Konkurrenz zu den beiden Seemächten ins Spiel.
Bis heute sind Aufgaben und Zuständigkeiten ähnlich
Seit der Gründung vor 400 Jahren haben sich Aufgaben und Zuständigkeiten der Missions-Kongregation kaum verändert. Sie errichtet in den Missionsgebieten Kirchenstrukturen und trifft Personalentscheidungen. Heute unterstehen ihr über 1.100 der weltweit 3.000 Diözesen. Sie kümmert sich um die Aus- und Weiterbildung des Klerus. Und sie achtet auf geeignete Missionsinstitute, die das Missionsanliegen in der Weltkirche bewusst halten und auch materiell unterstützen.